Dampfkessel (hierzu Tafeln "Dampfkessel I u. II") s04494a 6463 MeyA4B4 Meyers Konversations-Lexikon Jahr 1886.
Fig. 3, 4. Zweiflammrohrkessel mit Unterfeuerung. Fig. 3. Längsschnitt. Fig. 4. Querschnitt. Fig. 6, 7. Flammrohrkessel mit Quersiedern (Gallowaykessel). Fig. 6. Längsschnitt. Fig. 7. Querschnitt. Fig. 9, 10. Schiffsdampfkessel. Fig. 9. Längsschnitt. Fig. 10. Querschnitt. Fig. 11. Heizrohrkessel mit Feuerbuchse (Lokomotivkessel). Längsschnitt. Fig. 12. Zweisiederkessel. Fig. 13. Dampfkessel mit Vorwärmer. Längsschnitt. Fig. 23. Vertikalkessel von Babcock und Wilcox. Fig. 24. Fieldkessel. Fig. 25. Röhre des Fieldkessels.
Dampfkessel (hierzu Tafeln "Dampfkessel I u. II"), Apparate, in welchen Wasserdampf zum Betrieb von Dampfmaschinen oder zum Heizen, Sieden und Abdampfen erzeugt wird, sollen bei gehöriger Explosionssicherheit die größtmögliche Dampfmenge mit möglichst wenig Brennmaterial erzeugen, Bedingungen, deren Erfüllung von zweckmäßigem Material, Form und Dimensionen sowie verschiedenen Hilfsapparaten abhängig ist. Das gebräuchlichste Material der D., gewalztes Eisenblech, wird nur ausnahmsweise (Feuerbuchsen) durch das dauerhaftere, aber erheblich teurere Kupfer- oder neuerdings versuchsweise durch das wegen größerer Festigkeit zwar dünner anzuwendende (Brennmaterialersparnis), aber dennoch kostspieligere und stellenweise ungleich harte Stahlblech ersetzt. Das starke, die Wärmeleitung verringernde Wandungen voraussetzende Gußeisen darf wegen seiner Sprödigkeit nur zu kleinen Kesseln und Kesselteilen verwendet werden. Die einzelnen Blechplatten werden durch Nietung (neuerdings auch zuweilen Schweißung) verbunden. Obgleich die Wärmeausnutzung möglichst dünne Wandungen wünschenswert macht, so muß ihre Dicke doch so groß sein, daß sie dem zuweilen sehr bedeutenden Dampfdruck (bis 10 Atmosphären) mit Sicherheit Widerstand leisten. Die Stärke der Wände ist bei gegebenem Material abhängig von Form und Dimensionen des Kessels sowie von der Höhe des Dampfdrucks.
Zu jedem D. gehört eine Feuerungsanlage, bestehend aus Feuerraum (Herd) und den Feuer- oder Rauchkanälen, in welchen die Feuergase um den Kessel herumziehen, um dann in den Schornstein oder die Esse zu gelangen. (Nur in den Fällen, wo man die abziehenden Verbrennungsgase eines Ofens, z. B. des Puddelofens, zur Dampfkesselfeuerung benutzt, ist ein besonderer Feuerraum am Kessel nicht vorhanden.) Die Feuerungsanlage eines Dampfkessels muß so beschaffen sein, daß eine möglichst vollkommene Verbrennung des Brennmaterials (Holz, Kohle, Torf, Stroh oder Gas) herbeigeführt wird; es muß daher dafür gesorgt sein, daß die nötige Luftmenge in den Feuerraum einströmt, um das Brennmaterial möglichst vollständig in die Endprodukte der Verbrennung, d. h. in Kohlensäure und Wasserdampf, überzuführen. Durchschnittlich sind für 1 kg Holz oder Torf 10 kg = 7,7 cbm, für 1 kg Braunkohle 12 kg = 9,2 cbm, für 1 kg Steinkohle 22 kg = 17,0 cbm und für 1 kg Holzkohle oder Koks 24 kg = 18,5 cbm Luft erforderlich. Über die zweckmäßigen Formen und Details der Dampfkesselfeuerungen s. Feuerungsanlagen. Ebenso wichtig wie die Erzeugung einer möglichst großen Wärmemenge aus dem Brennmaterial ist auch die möglichst vollkommene Abgabe dieser Wärme an das im D. vorhandene Wasser, welche nur durch eine gehörig große Heizfläche zu erreichen ist. Heizfläche heißt der von den Feuergasen bestrichene Teil der Kesseloberfläche, und zwar unterscheidet man dabei die direkte Heizfläche, d. h. diejenige, welche die Umgebung des Feuerraums bildet und von der strahlenden Wärme des Feuers getroffen wird, von der indirekten Heizfläche, welche ihre Wärme nur durch die Berührung mit den Feuergasen erhält (1 qm der ersten wirkt auf die Wasserverdampfung ca. dreimal so stark als 1 qm der letztern). Es können bei Anwendung mittelguter Steinkohle pro QMeter Heizfläche 15-20 kg Wasser stündlich verdampft werden, jedoch ist es für die Wärmeausnutzung besser, pro QMeter eine geringere stündliche Verdampfung anzunehmen (etwa nur 10-15 kg pro QMeter Heizfläche), also die Heizfläche des Kessels etwas größer zu machen, als für die erforderliche Dampfmenge unumgänglich nötig ist. Speziell bei Dampfkesseln für Dampfmaschinen rechnet man durchschnittlich pro Pferdekraft 1,5 qm Heizfläche. Nach der Größe der Heizfläche bemißt man die Größe des Verbrennungsrostes; man rechnet auf 1 qm Heizfläche 0,08-0,05 qm Rostfläche (totale Rostfläche), wobei die Summe sämtlicher Spalten des Rostes (freie Rostfläche) ca. 0,01 qm betragen soll. Von außerordentlicher Wichtigkeit für die gute Wirkung der Heizfläche ist außer ihrer Größe noch die gegenseitige Anordnung des Wasser- und Feuergasstroms. In dieser Hinsicht unterscheidet man nach Redtenbacher Nichtstromkessel, Parallelstromkessel und Gegenstromkessel, je nachdem das Wasser im Kessel keine Strömung in der Längsrichtung der Heizkanäle besitzt oder die Strömung des Wassers mit derjenigen der Verbrennungsgase gleiche oder entgegengesetzte Richtung hat. Die letztere Anordnung ist die wirksamste, weil dabei wegen der an den einzelnen Stellen der Heizfläche herrschenden verhältnismäßig großen Temperaturdifferenzen zwischen dem Kesselwasser und den Feuergasen eine beschleunigte Wärmeaufnahme stattfindet. Endlich ist bei der Heizfläche noch auf ihre innere (Wasserseite) und äußere (Feuerseite) Reinheit zu sehen, weil durch außen anhaftenden Ruß und innen angesetzten Kesselstein nicht nur die Wärmeleitungsfähigkeit verringert, sondern auch leicht eine allmähliche Zerstörung des Eisens herbeigeführt wird.
Die Leistung eines Kessels drückt man durch seine Verdampfungsfähigkeit (Verdampfung) aus, indem man angibt, wieviel Kilogramme Dampf durch Verbrennung von 1 kg mittelguter Steinkohle in ihm erhalten werden (man spricht z. B. bei einem D. von einer sechsfachen Verdampfung, wenn in ihm 1 kg Kohle 6 kg Dampf erzeugt). Bei gut angelegten Kesseln erhält man als Mittel eine sechs- bis siebenfache Verdampfung, während der Theorie nach mit 1 kg Kohle etwa 10-12 kg Wasser verdampft werden könnten.
Man unterscheidet der Lage nach horizontale (liegende) und vertikale (stehende) D. Eine andre Unterscheidungsart ist die in stationäre (feste) und lokomobile (bewegliche) Kessel; die stationären Kessel sind meist mit gemauerten Feuerungsanlagen umgeben und haben eine Heizfläche von normaler Größe, während die lokomobilen Kessel nicht eingemauert sind und vielfach eine anormal geringe Heizfläche bekommen müssen (die Kessel der Lokomotiven haben pro Pferdekraft nur ca. 0,34 qm Heizfläche), weil sie sonst für die Beweglichkeit zu schwer würden.
Horizontale Dampfkessel.
Die wichtigsten Formen der horizontalen D. sind folgende:
1) Der Wattsche Wagen- oder Kofferkessel (Fig. 1), bei welchem das Feuer an der Unterfläche A hin und dann noch einmal an den Seiten B C D um den ganzen Kessel herumgeht, nutzt das Brennmaterial ganz gut aus, ist jedoch den modernen großen Dampfspannungen gegenüber nicht widerstandsfähig genug, weshalb er nicht mehr ausgeführt wird und nur noch historisches Interesse hat. Da cylindrische und kugelförmige Gefäße einem innern Druck am besten Widerstand leisten, so gibt man jetzt allen Dampfkesseln Formen, welche möglichst aus Cylinder- und Kugelflächen zusammengesetzt sind.
2) Der Cylinderkessel (Walzenkessel), in Fig. 2 dargestellt, wird meist liegend, aber auch stehend ausgeführt (z. B. in Puddelwerken) und bekommt im Maximum 1,33 m Durchmesser bei einer Länge von 5-7 m, wobei er etwa für eine achtpferdige Dampfmaschine genügenden Dampf liefert.
3) Die Rauch- oder Flammrohrkessel. Das Bestreben, die Heizfläche des Kessels zu vergrößern, führte zur Anwendung von Rauch- oder Flammrohren im Kessel, einem oder zwei weiten cylindrischen, den Kessel der Länge nach durchziehenden Rohren, durch welche die Feuergase streichen. Verschiedene Arten derselben sind: a) Der D. mit einem oder zwei Flammrohren und Unterfeuerung, daran kenntlich, daß die Feuerung vorn unter dem Kessel liegt und die Heizgase zunächst unter dem Kessel entlang, dann erst durch die Flammrohre ziehen. Fig. 3 und 4 auf Tafel "Dampfkessel I" zeigen einen Zweiflammrohrkessel mit Unterfeuerung. A Kessel, B Flammrohre, C Mauerwerk, D Rost, E Feuerthür, F Aschenfall, K Luftzuführungskanal, dessen heiße Wände die Luft vor dem Eintritt ins Feuer zum Zweck besserer Verbrennung erwärmen, H der von der Feuerluft zuerst durchzogene Kanal unter dem Kessel, BB die nach diesem durchstrichenen Rauchrohre, JJ die letztgetroffenen Kanäle zu beiden Seiten des Kessels. b) D. mit einem oder zwei Flammrohren und Innenfeuerung. Häufig bringt man bei den Flammrohrkesseln die Feuerung im Innern der Flammrohre an (Innenfeuerung) und nennt sie dann Cornwallkessel, wenn sie nur ein Flammrohr, Lancashirekessel (Fairbairnkessel), wenn sie deren zwei besitzen. Fig. 5 ein Cornwall-Kessel. Das Flammrohr eines solchen darf nicht unter 0,8 m Durchmesser haben. Die Heizgase durchziehen zunächst das Rohr A von vorn nach hinten, gehen danach auf den beiden Seiten des Kessels in den Kanälen B B wieder nach vorn und endlich, in C wieder vereinigt, zum zweitenmal nach hinten in den Schornstein. c) Flammrohrkessel mit Vorfeuerung, von denen mit Innenfeuerung nur dadurch unterschieden, daß sich das Feuer nicht in dem Flammrohr selbst, sondern in einem davor aufgemauerten Raum befindet, ist nur für geringwertiges, nasses Brennmaterial (erdige Braunkohle, Lohe, Sägespäne) zu empfehlen. Von diesen Flammrohrkesseln sind namentlich die mit Innenfeuerung wegen ihrer guten Wärmeausnutzung und des bequemen Ofenbaues noch immer sehr beliebt, obwohl sie an dem großen Übelstand leiden, daß die Flammrohre äußern Druck erfahren und infolgedessen leicht eingedrückt werden, sobald der Normaldruck überschritten oder das Material der Rohre etwas angegriffen ist, und obwohl sie wegen der erforderlichen großen Durchmesser und Wandstärken sehr schwer werden. d) Der Flammrohrkessel mit Quersiedern (Gallowaykessel), Fig. 6 und 7 auf Tafel I, eine Modifikation des gewöhnlichen Flammrohrkessels, wobei im Flammrohr F konische Siederohre S (Gallowayröhren) kreuzweise angeordnet sind, die einerseits die Verdampfungsfähigkeit des Kessels erhöhen sollen, anderseits aber auch zur Versteifung des Flammrohrs beitragen. Bezüglich der Verdampfungsfähigkeit ist jedoch der Nutzen der Quersieder nicht so groß, als man erwarten könnte; außerdem führen dieselben den Nachteil herbei, daß das damit versehene Flammrohr sich nicht gut von innen reinigen läßt. e) D. mit gewelltem Flammrohr (Foxsche D.). Das Flammrohr ist hier (Fig. 8) der ganzen Länge nach gewellt und erhält dadurch eine außerordentliche Vergrößerung der Festigkeit, zugleich auch eine Vergrößerung der Heizfläche. Die gewellten Flammrohre haben in den letzten Jahren große Verbreitung gefunden.
4) Feuerrohrkessel (Heizrohrkessel) sind D., bei welchen statt der ein oder zwei weiten Flammrohre eine große Anzahl enger Röhren verwendet sind. a) Heizrohrkessel mit Unterfeuerung oder Kessel mit rückkehrenden Heizrohren, ein horizontaler, cylindrischer, bis auf ungefähr zwei Drittel seiner Höhe von einer großen Zahl von Heizröhren durchzogener Kessel. Die Feuergase gehen von der vorn unter dem Kessel befindlichen Feuerung unter dem Kessel hinweg bis ans Ende, wo sie in eine hintere Rauchkammer eintreten, um von dieser aus die Heizrohre rückwärts zu durchströmen, sich in einer vordern Rauchkammer zu sammeln und dann in den Schornstein geleitet zu werden. Für stationäre Kessel ist diese Kesselform zwar mit Bezug auf gute Wärmeausnutzung und Widerstandsfähigkeit gegen hohen Druck ganz gut konstruiert, jedoch nur für sehr reines Kesselwasser empfehlenswert, da die innere Reinigung des Kessels vom Kesselstein zwischen den Rohren sehr umständlich und nur möglich ist, wenn man die Rohre herausnimmt. In sehr gedrungener Form findet eine Abart dieser D. als Schiffsdampfkessel Verwendung (Fig. 9 und 10, Tafel I). Der Kessel hat drei Feuerungen F, die auf den Rosten R entwickelten Flammen schlagen in den ganz von Wasser umspülten Kammern K empor und treten durch 193 Feuerrohre E nach der gemeinschaftlichen Rauchkammer O, von welcher die Gase durch einen eisernen Schornstein S abgeführt werden. Diese Kessel nutzen die Wärme gut aus und sind bei mäßigem Druck (von 4-6 Atmosphären) als Schiffskessel fast ausschließlich im Gebrauch, während man bei höherm Druck (s. unten) übermäßig starke Bleche verwenden muß, weshalb man versucht hat, die Wasserrohrkessel als Schiffskessel zu verwenden; doch hat sich bisher noch keine Konstruktion der Wasserrohrkessel für den Schiffsdienst recht geeignet gezeigt. b) Heizrohrkessel mit Feuerbuchse, Lokomotivkessel (Fig. 11, Tafel I) besitzen gleich den Flammrohrkesseln mit Innenfeuerung einen innern Feuerherd, der hier zu einem viereckigen Kasten, der Feuerkiste oder Feuerbuchse A, ausgebildet ist. Die Seitenwände der Feuerbuchse sind von den Wänden eines äußern Kastens derart umgeben, daß ringsherum ein Abstand von ca. 8 cm bleibt, welcher mit dem Kesselraum in direkter Verbindung steht, so daß die Feuerbuchsenwände innen mit Wasser bedeckt sind. Zwischen der Decke der Feuerbuchse und der Decke des äußern Kastens befindet sich ein größerer Zwischenraum, der in seinem untern Teil und zwar bis auf mindestens 10 cm über dem Feuerbuchsendeckel mit Wasser erfüllt sein muß, um diesen vor dem Erglühen, Durchbiegen und Rosten zu schützen. Die meist ebenen Feuerbuchsenwände sind zur Versteifung durch Stehbolzen mit den Wänden des Außenkastens verbunden, der Deckel ist durch aufgenietete Winkeleisen, Anker etc. versteift. Die ganze Feuerbuchse ist behufs größerer Feuerbeständigkeit aus Kupferblech hergestellt. An der Vorderseite bei b befindet sich die Feuerthür, unten bei a der Rost, an die Hinterseite schließt sich der eigentliche Kessel B von cylindrischer Form an, in welchem die Heizrohre C liegen und zwar so, daß sie von der Hinterseite der Feuerbuchse bis zur Hinterseite des Kessels reichen und so den Feuergasen gestatten, von der Feuerbuchse durch den Kessel in die Rauchkammer D und weiter in den Schornstein E zu ziehen. Dieser Kessel eignet sich, weil er die Feuerung vollständig umschließt und gar keiner Mauerung bedarf, besser als jeder andre für den Transport und wird daher bei Lokomotiven und Lokomobilen verwendet. Übrigens ist er schwer von innen zu reinigen und besonders an der Feuerbuchse leicht reparaturbedürftig, Nachteile, welche man bei lokomobilen Kesseln mit in den Kauf nehmen muß.
5) Siederohrkessel, Kessel, die außer einem cylindrischen Hauptkessel noch einen oder mehrere mit ersterm verbundene, darunter oder daneben im Feuer liegende und mit Wasser gefüllte starke Rohre (Siederohre, Sieder) haben. a) Siederohrkessel mit Unterfeuerung sind mit einem, zwei oder drei unter dem Hauptkessel liegenden und durch starke Verbindungsstutzen mit ihm verbundenen Siederohren versehen, unter welchen die Feuerung und der erste Feuerkanal liegen, so daß die Sieder die erste Hitze des Feuers bekommen, während der durch ein Zwischengewölbe von den Siedern getrennte Hauptkessel erst in zweiter Linie von den Feuergasen getroffen wird. Nach der Anzahl der Siederohre bezeichnet man diese Kessel als Einsiederkessel (Einsieder, Doppelkessel mit Unterfeuerung) oder Zweisiederkessel (Zweisieder) oder als Dreisiederkessel (Dreisieder). Fig. 12 (Tafel I) zeigt einen Zweisiederkessel. Der Hauptkessel A ist von den zwei Siedern B (in der Figur ist nur einer sichtbar), welche zuerst von dem auf dem Rost E brennenden Feuer getroffen werden, durch ein Gewölbe D getrennt, durch welches die Verbindungsstutzen CCC hindurchgehen; die Feuergase ziehen unter dem Gewölbe, die Sieder bespülend, nach hinten, dann aufwärts und in dem Zug GG unter dem Hauptkessel wieder nach vorn, endlich in einem zu G parallelen Zug, der von ihm nur durch eine zwischen dem Gewölbe D und dem Kessel A aufgeführte Scheidemauer getrennt ist, zum zweitenmal nach hinten und durch den Fuchs K unter dem Regulierschieber M vorbei in den Schornstein. Bei den Ein- und Dreisiederkesseln ist die Einmauerung und Flammenführung eine ganz ähnliche. - Der Ober- oder Hauptkessel der Siederohrkessel erhält 1-1,3 m Durchmesser und höchstens 10 m Länge; die Sieder müssen so weit sein, daß sie bequem befahren werden können (Durchmesser mindestens 0,5 m). Die Verbindungsstutzen müssen, um den sich in den Siedern heftig entwickelnden Dampf leicht in den Hauptkessel zu lassen, für jeden Sieder einen Gesamtquerschnitt von mindestens 1/60 der Heizfläche dieses Sieders haben.
Siederkessel mit zwei oder drei Siedern stehen in ihrem Verdampfungsvermögen den Flammrohrkesseln mit Innenfeuerung wenig nach; weil sie aber auf Festigkeit günstiger beansprucht sind, können sie aus schwächern Blechen hergestellt werden und kosten daher weniger; anderseits kann man sie aber auch für hohe Dampfdrucke verwenden. Ihre Reinigung von außen und innen läßt sich leicht bewerkstelligen. b) Siederohrkessel mit Zwischenfeuerung haben die Feuerung unter dem Hauptkessel, so daß dieser die erste Hitze empfängt, während die Sieder das zunächst in sie eintretende Wasser für den Hauptkessel vorwärmen, weshalb man in diesem Fall die Sieder auch Vorwärmer (Vorwärmrohre) nennt. Fig. 13 (Tafel I) zeigt einen D. mit einem Vorwärmer (Doppelkessel mit Zwischenfeuerung). Unter dem cylindrischen Oberkessel AB wird auf dem Rost H gefeuert, so daß die Rauchgase zunächst unter dem Oberkessel entlang nach hinten ziehen, dann bei K sich nach unten wenden u. am Vorwärmer CD in einem Seitenkanal von hinten nach vorn streichen, um auf der andern Seite desselben, nach hinten ziehend, endlich in den Schornstein zu treten. EF ist das bis nahezu auf den Boden des Vorwärmers geführte Speiserohr, N ein Stutzen zur Befestigung des Wasserstandglases etc. (s. unten), M der Dampfdom, aus dessen oberm Teil der Dampf, nachdem er den größten Teil des beim Kochen mitgerissenen Wassers abgegeben hat, zum Verbrauch entnommen wird. Bei der in unsrer Figur gegebenen Anordnung mit zwei Verbindungsstutzen gleicht sich die Temperatur des im Ober- und Unterkessel befindlichen Wassers bald aus, indem die entstehende Zirkulation das kältere zugespeiste Wasser nach oben und dafür Wasser aus dem Oberkessel nach unten führt. Will man jedoch die Wärme der Heizgase möglichst ausnutzen, so bringt man nur einen Verbindungsstutzen an einem Ende des Vorwärmers an, führt das Wasser am entgegengesetzten Ende ein und sorgt dafür, daß dieses Ende die letzte Hitze erhält. Das Wasser hat dann eine den Heizgasen entgegengesetzte Strömung, und ein solcher Kessel ist ein Gegenstromkessel (Gegenströmer). Hierbei muß man die Vorsicht anwenden, dem Vorwärmer nach dem Speiseende hin ein wenig Neigung zu geben, weil sonst an demselben durch Dampfansammlung leicht das Wasser verdrängt und das entblößte Blech zum Erglühen gebracht wird. Vielfach wendet man Kessel mit zwei Vorwärmern an, bei welchen das Gegenstromprinzip noch weiter ausgebildet ist. In Fig. 14 u. 15 (einem Gegenströmer mit zwei unter dem Kessel liegenden Vorwärmern) sind A der Oberkessel, B und B' zwei Sieder, c der Verbindungsstutzen zwischen A und B, D derjenige zwischen B und B', E das Speiserohr, d gußeiserne Stutzen für den Kessel und die Vorwärmer, e der Fuchs. Die Feuergase umziehen die Kesselteile in der durch die Pfeile angegebenen Weise, zuerst unter dem Oberkessel nach hinten, dann B umspülend nach vorn, endlich an B' entlang wieder nach hinten in den Fuchs e. So vorzüglich einerseits die Gegenströmer in Bezug auf Wärmeausnutzung funktionieren, so leiden sie jedoch anderseits daran, daß sich bei ihnen, wenn sie mit kaltem, nicht vorgewärmtem Wasser gespeist werden, an dem Speiseende bald innere und äußere Zernagungen zeigen. Diejenigen Teile nämlich, in welche das kalte Speisewasser mit einer unter 100° liegenden Temperatur eintritt, beschlagen, wie Fensterscheiben bei kalter Witterung, von den in den Rauchgasen enthaltenen Wasserdämpfen, und die nach und nach herabrinnenden Wassertropfen führen eine Verrostung des Eisens von außen herbei. Im Innern bilden sich bei der Erwärmung Luft und Kohlensäurebläschen, welche zur Oxydation der innern Eisenflächen führen. Dieser Übelstände wegen soll man, wenn man überhaupt die Gegenströmer anwenden will, dieselben stets mit auf 100° vorgewärmtem Wasser speisen (über die dazu erforderlichen Vorwärmer s. unten). Zu den Gegenströmern gehören auch die sogen. Ten Brink-Kessel (Fig. 16 u. 17, Tafel II). Der Teil, von welchem sie ihren Namen haben, die Ten Brink-Feuerung (Ten Brink-Apparat von Ten Brink in Arlen [Baden], 1860 zuerst für Lokomotivkessel konstruiert), besteht aus einem quer liegenden kurzen, dicken Rohr, welches von zwei konischen Feuerrohren schräg durchdrungen und mit dem Kessel durch cylindrische Stutzen verbunden ist. In den Feuerrohren befinden sich stark geneigte Roste, in deren Verlängerung nach außen rechteckige Zuführungskanäle für die Kohle angebracht sind. Die Flammen der in dem untern Teil des Rostes brennenden Kohlen streichen über dem von oben her frisch zugeführten Brennmaterial hinweg, bringen dasselbe zur Vergasung und entzünden die Gase (s. Feuerungsanlagenund Rauchverbrennung). Der ganze Kessel wird aus neun mit Wasser gefüllten Rohren L M N, dem Ten Brink-Apparat T und einem Dampfsammler O gebildet. Bei S tritt das Speisewasser in die untersten Rohre ein und tritt auf dem durch die punktierten Pfeile angegebenen Weg in den obern Kessel L und von da als Dampf in den Dampfsammler O, von wo aus die Dampfableitung stattfindet. Den entgegengesetzten, durch voll ausgezogene Pfeile markierten Weg machen die auf den Ten Brink-Rosten entwickelten Heizgase. Die Gegenströmung ist also vollkommen durchgeführt.
6) Wasserrohrkessel stehen zu den Siederkesseln ungefähr in demselben Verhältnis wie die Feuerrohr- zu den Flammrohrkesseln; sie bestehen aus einer Anzahl enger, mit Wasser gefüllter Rohre, die durch Zwischenstücke in verschiedener Weise verbunden sind. Sie verdanken ihre Entstehung dem Bestreben, möglichst viel und stark gespannten Dampf (bis zu 10 und mehr Atmosphären) in verhältnismäßig kleinen Kesseln bei großer Explosionssicherheit zu gewinnen. Natürlich wird hier wegen der engen Gefäße der Wasserraum im Verhältnis zur Heizfläche sehr gering und ist daher auch der im Kessel aufgespeicherte Wärmevorrat ein unbedeutender, aus welchem Grund sich diese Kessel im Gegensatz zu den früher behandelten, mit großen Wassergefäßen versehenen nur da empfehlen, wo es sich um eine ziemlich regelmäßige Dampfentnahme handelt. Die engen Gefäße der Wasserrohrkessel sind schon bei geringen Wandstärken sehr widerstandsfähig und können daher leicht großen Dampfdruck mit Sicherheit aushalten. Hierzu kommt noch, daß bei diesen Kesseln eine Explosion sich immer nur auf eine oder eine geringe Anzahl der engen Röhren beschränkt, so daß hier die Explosionen im Vergleich zu denen andrer D. viel weniger Schaden anrichten. Aus diesem Grund nennt man die Wasserrohrkessel auch Sicherheitskessel, nicht explodierende D. etc., obwohl auch bei ihnen von einer absoluten Sicherheit gegen Explosion nicht die Rede ist. Ein D. mit noch verhältnismäßig weiten Röhren, also ziemlich großem Wasserraum, und daher für nicht allzu stark wechselnden Dampfverbrauch recht verwendbar ist a) der Röhrenkessel von Howard (Howardkessel, Howards Sicherheitskessel, Fig. 18 auf Tafel II). Derselbe besteht aus vertikalen Wänden von je acht Rohren b, welche mit ihren untern Enden in ein horizontales Rohr a mit acht Stutzen dampfdicht eingepaßt sind, auf ihren Decken aber verhältnismäßig enge Rohre tragen, durch welche sie mit dem darüberliegenden Dampfsammelrohr c in Verbindung stehen. Solche vertikale Rohrwände (Batterien) werden fünf und mehr je nach verlangter Kesselgröße in einen Ofen gelegt, oben durch ein gemeinschaftliches Dampfrohr d, unten durch ein Speiserohr e verbunden. Die Feuergase ziehen vom Rost aus unter den eng zusammenliegenden horizontalen Rosten nach hinten, dann um die untern Teile der vertikalen Rohre herum nach vorn und über einer gußeisernen Scheidewand hinweg an den obern Rohrstücken vorbei zum zweitenmal nach hinten in den Schornstein. Bei neuern Howardkesseln liegen die Rohre b der Batterien der bequemern Reinigung wegen nahezu horizontal, während die Rohre a, nahezu vertikal liegend, als Dampfsammelrohre dienen. b) Der Bellevillekessel (Fig. 19 der Tafel II) besteht aus einem Bündel nahezu horizontal liegender, geschweißter schmiedeeiserner Rohre von 80-100 mm Weite, welche mittels besonderer, aus schmiedbarem Gußeisen hergestellter Verbindungsstücke A zu fünf nebeneinander liegenden Rohrelementen (in der Figur ist nur eins sichtbar) von zickzackförmig aufsteigender Gestalt verbunden sind, so daß jedes Element als ein einziges langes, schwach ansteigendes Rohr betrachtet werden kann. Das Speisewasser tritt durch das allen fünf Elementen gemeinschaftliche Speiserohr B in die untersten Röhren der Elemente, welche die stärkste Hitze erhalten, und bewegt sich teils noch als Wasser, teils als Dampf in jedem Element, sämtliche Rohre durchströmend, nach oben durch das gemeinschaftliche Dampfrohr C und das aufsteigende Rohr F in den Dampfsammler E. HH sind die Roste, L ist ein Schlammsammler, DD sind durch je eine Schraube verschlossene Reinigungsöffnungen für die Rohre. Im Prinzip ähnlich ist letzterm Kessel der D. zu Lilienthals gefahrlosem Dampfmotor, der bei den stehenden Dampfkesseln (s. unten) beschrieben ist. c) Der Rootsche Wasserrohrkessel (Rootkessel, Fig. 20 der Tafel II) unterscheidet sich von dem Bellevillekessel dadurch, daß die Anfangspunkte A sämtlicher Rohre R eines Elements einerseits und die sämtlichen Endpunkte E anderseits miteinander durch eigentümliche Kopfstücke in Verbindung stehen und alle Rohre des Kessels, nach dem Dampfrohr D um etwa 20° ansteigend, parallel liegen. Der in einem Rohr entwickelte Dampf wird sich daher nicht durch sämtliche darüberliegende Rohre hindurchzuzwängen brauchen, sondern einen nähern Weg direkt durch die höher gelegenen Verbindungen EE nach dem Dampfsammelrohr D suchen. Auf dem Rost Q brennt das Feuer, dessen Flammen direkt die untersten Rohre mit dem frisch zugespeisten Wasser treffen, um durch die hintere Öffnung der Platte PP, zwischen dieser und einer zweiten Platte P'P' hinstreichend, die mittlern Rohre zu heizen und endlich zwischen PP' und dem Deckengewölbe nach dem Fuchs F zu ziehen, hierbei einesteils den Dampf trocknend, der in den über der Wasserlinie WW liegenden Rohrteilen und im Dampfsammler D vorhanden ist, andernteils das Speisewasser in der Vorwärmschlange rr anzuwärmen. S' ist ein Sammelbassin für das warme Wasser, V sind Ventile, welche ein Ausschalten der Vorwärmschlange und ein direktes Speisen des Kessels durch das Rohr S gestatten.
Die einzelnen hier beschriebenen Kesselsysteme kombiniert man nun noch in der verschiedensten Weise und zwar hauptsächlich in der Absicht, um die Vorteile der Kessel mit großem Wasserraum und derjenigen mit kleinem Wasserraum mehr oder weniger zu vereinigen. So verwendet man D. mit Siedern und Rauchrohren zugleich (kombinierte Siederauchrohrkessel), D. mit Siedern und seitlichen Vorwärmern, kombinierte Innenfeuerkessel und Heizröhrenkessel (System Piedboeuf), kombinierte Siederohr- und Heizrohrkessel (System Piedboeuf), kombinierte Wasserrohr- und Siederohrkessel (System Heine), kombinierte Belleville- und Rootkessel (System Baissel u. Komp.) u. v. a. Vielfach werden auch die reinen Wasserrohrkessel mit größern Wassergefäßen verbunden, welche nicht im Feuer liegen, sondern nur den Zweck haben, in ihrem Wasser durch den eintretenden Dampf Wärme aufspeichern zu lassen, weshalb man bei der Bestimmung ihrer Wandstärken nicht auf Wärmeleitung, sondern nur auf die Festigkeit Rücksicht zu nehmen braucht. Diese Gefäße sind daher der Explosionsgefahr viel weniger ausgesetzt als solche von gleicher Form und Größe, deren Wandungen als Heizfläche dienen. Hierher gehören unter andern die Kessel von Steinmüller, von Büttner, Walter u. Komp. und von J. G. Schmidt. Als Beispiel für einen kombinierten Kessel ist in Fig. 21 u. 22, S. 452, Heines D. dargestellt. A schräg liegender Oberkessel mit daran befestigten kurzen, cylindrischen Wasserkammern BB, welche durch den Sieder C und die Wasserrohre DD miteinander verbunden sind. Von dem Rost E ziehen die Heizgase in der Richtung der Pfeile um die Kesselteile herum. F ist ein Blech, welches die mitgerissenen Wasserteile zurückhalten soll; bei G findet die Dampfentnahme, bei H die Speisung statt.
Vertikalkessel.
Die Vertikalkessel werden außerordentlich mannigfaltig ausgeführt, jedoch stets so, daß sie äußerlich im ganzen die Form eines stehenden Cylinders zeigen. Es sollen hier außer dem schon erwähnten stehenden Walzenkessel noch beispielsweise beschrieben werden: Der Vertikalkessel von Babcock u. Wilcox (Fig. 23, Tafel I) hat Ähnlichkeit mit einem Lokomotivkessel, nur sind die Feuerrohre aufrecht gestellt. A ist eine runde Feuerbuchse mit dem Rost B, C der eigentliche cylindrische Kessel mit den Feuerrohren D, durch welche die Feuergase in die Rauchkammer E und den Schornstein F entweichen, bei G findet die Dampfentnahme statt. Der Fieldkessel (Fig. 24 u. 25, Tafel I) besteht, wie die vorbeschriebenen, aus einem cylindrischen Vertikalkessel B mit runder Feuerbuchse A, von welcher aus die Rauchgase durch den den obern Kesselteil durchdringenden Schornstein C abziehen. Um aber die Flamme an direktem Eintritt in diesen zu hindern, ist in die Feuerbuchse von obenher ein Hohlkörper aus Schamottemasse D eingehängt, der in derselben einen ringförmigen Raum herstellt. In diesem hängen von der Feuerbuchsendecke aus zahlreiche dünnwandige, oben offene, unten verschlossene Rohre, mit Wasser gefüllt, hinab. In diese Rohre sind dünnere Rohre (Kernrohre) mittels dreier Vorsprünge (Fig. 25) von obenher so eingehängt, daß das Kesselwasser in den Zwischenraum eintreten kann. Es entsteht dann eine starke Strömung des an der Rohrwand stark erhitzten Wassers und der Dampfblasen in dem Ringraum nach oben und eine entgegengesetzte des minder heißen Kesselwassers durch die Kernrohre. Der Fieldkessel zeichnet sich durch rasche Dampferzeugung, Ökonomie an Brennstoff und Gewährung großer Heizfläche in kleinem Raum aus. Der D. zu Lilienthals gefahrlosem Dampfmotor besteht aus einem langen, dünnen kupfernen oder eisernen Rohr, welches derart spiralförmig gewunden ist, daß zwei von den Windungen gebildete konzentrische Cylinder entstehen, A (Fig. 26) mit aufsteigenden, B mit absteigenden Windungen, beide voneinander durch einen Cylinder aus Eisenblech getrennt. F ist der Rost, bei L mittels der Kurbel I und der Stange K drehbar, um bei der Einstellung des Betriebes das noch auf ihm befindliche Material in den Aschentopf M fallen zu lassen. G Kohlenrohr mit Fülltrichter H zur Beschickung des Rostes. Das Innere des Eisenblechcylinders C bildet den ersten Feuerzug, der Zwischenraum zwischen C und einem zweiten Blechcylinder D den zweiten, der Raum zwischen D und dem äußern Mantel E den dritten Feuerzug, von welchem sich oben der Schornstein abzweigt. Das Wasser tritt kontinuierlich unten in die innere Schlange ein und zwar in Form von heißem, durch einen Oberflächenkondensator aus dem Abdampf der zugehörigen Dampfmaschine erhaltenem Kondensationswasser und wird fast momentan in ein Gemisch von Wasserblasen und Dampf verwandelt, welches bei seinem Durchgang durch A und B allmählich an Wassergehalt verliert, bis es am untern Ende von B als ziemlich trockner Dampf zur Maschine abgeht. Dieser Kessel ist außerordentlich explosionssicher und bedarf zu seiner Aufstellung einer sehr geringen Grundfläche, weshalb er mit der dazu gehörigen Maschine für das Kleingewerbe sehr geeignet ist. Die Vertikalkessel im allgemeinen finden nur da zweckmäßige Verwendung, wo man auf eine eng bemessene Grundfläche angewiesen ist.
Über die Dampfkessel der sogen. feuerlosen Lokomotiven und die Heinemannsche Maschine s. Lokomotive; s. auch Dampfofen.
Dampfkesselarmatur.
Für den regelmäßigen und sichern Betrieb der D. sind noch eine Anzahl Apparate erforderlich, welche, unter dem Namen Dampfkesselarmatur (Montierung, Garnierung) zusammengefaßt, die Erwärmung und Zuführung des Speisewassers, das Ablassen des gesamten Kesselwassers, das Trocknen und Abführen des Dampfes, die Kontrollierung des Wasserstandes im Kessel, die Messung des im D. herrschenden Druckes etc. bezwecken.
Das Vorwärmen des Speisewassers. Häufig kann man wesentliche Ersparnisse an Brennmaterial machen und auch die Haltbarkeit des Dampfkessels verlängern, wenn man das Wasser vorwärmt, ehe man es in den D. leitet. Hierzu dienen die Vorwärmer (wohl zu unterscheiden von den ebenso benannten Siedern der Siederkessel mit Zwischenfeuerung). Als Wärmequelle benutzt man entweder die vom Kessel abziehenden Rauchgase oder den Abdampf der Dampfmaschine. Erstens ist nur dann zweckmäßig, wenn bei der normalen Arbeit des Kessels die Heizgase mit höherer Temperatur entweichen, als zur Herstellung hinreichenden Zugs erforderlich sein würde; letzteres findet bei Hochdruckdampfmaschinen ohne Kondensation statt. Fig. 27 (Tafel II) stellt Greens Economiser (Brennstoffsparer), einen Vorwärmer für Benutzung der abziehenden Heizgase, dar. Er steht in dem erweiterten Abzugskanal (Fuchs) aaaa und ist zusammengesetzt aus den Rohren bb und cc. Von den Rohren bb liegen 6-8 und mehr batterieartig nebeneinander und sind mit je 7 oder 8 vertikalen Rohren c von 1 qm Oberfläche versehen, deren für jede Pferdekraft des Dampfkessels eins anzubringen ist. Alle untern Rohre münden in das Zuleitungsrohr b' und die obern in das zum Kessel führende Rohr b''. Von der Grube e aus ist der Apparat durch g und g' zugänglich, f ist ein Sicherheitsventil (s. d.). Die Schaber d halten die Rohre rußfrei. Die mittels des abziehenden Dampfes wirkenden Vorwärmer bestehen entweder in einem gußeisernen Kasten, welcher vom Abdampf durchzogen wird, wobei er das auf eingelegten Platten in dünnen Schichten hinrieselnde Wasser bestreicht, oder aus einem System von Rohren, welche, im Innern vom Dampf durchströmt, außen von dem vorzuwärmenden Wasser umgeben sind.
Über das Speisen (die Wasserzuführung) der D. und die Speisevorrichtungen s. Dampfkesselspeiseapparate. S. auch weiter unten die polizeilichen Bestimmungen für Dampfkesselanlagen.
Beobachtung des Wasserstandes im Kessel. Über die normale Höhe des Wasserstandes und die in Deutschland unbedingt erforderlichen Apparate zur Wasserstandsbeobachtung s. weiter unten die polizeilichen Bestimmungen. Die Beschreibung der hierher gehörigen Apparate (Wasserstandsglas, Wasserstandshähne, Schwimmer) s. Wasserstandszeiger. Über die Apparate, welche das Sinken des Wasserstandes im D. unter die normale Höhe selbstthätig durch ein Signal zu erkennen geben, s. Lärmapparate.
Die Apparate zur Beobachtung des im D. herrschenden Dampfdrucks sind die Manometer (s. d.). Zur Sicherung gegen Überschreitung des vorgeschriebenen Maximaldrucks im Kessel dienen die Sicherheitsventile (s. d.). Zur Vermeidung eines zu starken Sinkens des Dampfdrucks beim Erkalten durch Kondensation wendet man bei den verhältnismäßig schwachwandigen Niederdruckkesseln, welche durch den Überdruck der atmosphärischen Luft leicht eingedrückt werden könnten, sogen. Luftventile an, kleine Ventile, die durch eine schwache Feder zugehalten werden u. sich bei äußerm Überdruck nach innen öffnen.
Die Dampfableitung soll so erfolgen, daß man möglichst trocknen Dampf (ohne mitgerissene Wasserteilchen, erhält, weshalb man häufig auf oder über dem Kessel stehende oder liegende Dampfsammler (Dampfdome, Dome) anbringt; auch legt man Platten vor die Öffnung des Dampfableitungsrohrs (Dampfleitung), von welchen die mit aufsteigenden Wasserteilchen zurückprallen sollen. Zur Abscheidung der dennoch in die Dampfleitungsrohre gelangten Wasserbläschen dienen die Dampfentwässerungsapparate (Wasserabscheider, Dampftrockner), s. d. Um anderseits auch das Wasser zu entfernen, welches durch Kondensation sich in langen Dampfrohrleitungen und besonders auch da bildet, wo der Dampf zum Kochen und Heizen dient, wendet man Kondensationswasserableiter (s. d.) an. Für die Verwendung des Dampfes in Dampfmaschinen ist es jedoch auf alle Fälle vorteilhafter, die Kondensation in der Leitung möglichst durch Überhitzen des Dampfes im Kessel und durch Umhüllungen des Leitungsrohrs mit schlechten Wärmeleitern zu vermeiden. Derartige Wärmeschutzmaterialien oder Wärmeisoliermittel gibt es eine ganze Reihe, von denen die Leroysche Masse die verbreitetste ist. Jeder Kessel muß durch ein Dampfabsperrungsventil außer Verbindung mit der Dampfleitung gesetzt werden können, insbesondere muß von mehreren zu einem Betrieb vereinigten Kesseln mit gemeinsamer Dampfleitung jeder ein besonderes Absperrungsventil bekommen. Jeder Kessel muß mit einem Abblasehahn oder Abblaseventil versehen sein, um durch diese entweder für die Reinigung des Kessels vom Kesselstein gänzlich oder behufs Austreibung des den meisten Schmutz oder Schlamm enthaltenden Wassers nur teilweise vom Wasser entleert zu werden (das sogen. Abblasen). Jeder größere Kessel muß mindestens ein Mannloch haben, d. h. eine ovale Öffnung von ca. 350 mm Breite und 550 mm Länge, welche während des Betriebes durch einen innen anliegenden Deckel geschlossen ist und bei der Kesselrevision und bei etwanigen Reparaturen nach Entfernung des Deckels zum Befahren des Dampfkessels, d. h. zum Einsteigen einer Person, dient. Auch das Abschlagen des Kesselsteins, jener steinharten Kruste, welche sich aus ursprünglich im Wasser aufgelösten, jedoch bei der Verdampfung ausscheidenden Bestandteilen (Kalk, Gips) bildet, erfordert das Befahren des Kessels. Über die Mittel, der Kesselsteinbildung vorzubeugen, s. Kesselstein. Endlich gehört zur Dampfkesselarmatur noch die Dampfpfeife (s. d.).
Gesetzliche Bestimmungen.
Die Anlage von Dampfkesseln unterliegt nach § 24 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 gewissen polizeilichen Bestimmungen, welche unterm 29. Mai 1871 vom Reichskanzleramt publiziert worden sind. § 1: Gußeisen ist für feuerberührte Wandungen der Kessel oder Kesselteile von mehr als 25 cm lichter Weite bei Cylindergestalt und mehr als 30 cm bei Kugelgestalt der D. verboten. Feuerrohre von Messing dürfen 10 cm Durchmesser nicht überschreiten. § 2: Die Feuerzüge an ihrer höchsten Stelle müssen mindestens 10 cm (bei Schiffskesseln nach deren Größe 15-25 cm) unter dem niedrigsten Wasserspiegel des Kessels liegen. Diese Bestimmungen finden nicht Anwendung auf D., welche aus Siederohren von weniger als 10 cm Weite bestehen, sowie auf solche Züge, in denen ein Erglühen des mit dem Dampfraum in Berührung stehenden Teils der Wandungen nicht zu befürchten ist. § 3 verordnet die Anwendung eines Speiseventils; § 4 das Vorhandensein von zwei zuverlässigen, voneinander unabhängigen, jede für sich ausreichenden Speisevorrichtungen. § 5: Jeder D. muß ein Wasserstandsglas und eine zweite zur Erkennung des Wasserstandes taugliche Vorrichtung besitzen. § 6: Bei Anwendung von Probierhähnen muß der unterste in der Ebene des festgesetzten niedrigsten Wasserstandes stehen; auch muß man die Hähne in gerader Richtung durchstoßen können. § 7: Der festgesetzte niedrigste Wasserstand ist am Wasserstandsglas und an der Kesselwandung oder dem Mauerwerk zu bezeichnen. § 8: Jeder D. oder Komplex von Dampfkesseln mit gemeinsamem Dampfsammler muß mit wenigstens einem zuverlässigen Sicherheitsventil, jeder lokomobile Kessel mit zwei solchen versehen sein. Die Ventile müssen jederzeit gelüftet werden können und sind höchstens so zu belasten, daß sie bei Eintritt der für den Kessel festgesetzten Dampfspannung sich öffnen. § 9: Jeder Kessel muß ein (Schiffskessel zwei) zuverlässiges Manometer mit einer Marke der höchsten Dampfspannung besitzen. § 11: Jeder neu aufzustellende D. muß vor der Einmauerung durch Wasserdruck geprüft werden und zwar Kessel für nicht mehr als 5 Atmosphären Überdruck auf den doppelten Betrag, die übrigen mit einem Druck, welcher den beabsichtigten Druck um 5 Atmosphären übersteigt. Die Kesselwandungen dürfen durch die Proben ihre Form nicht bleibend verändern und beim höchsten Druck Wasser aus den Fugen nur als Nebel oder in feinen Perlen austreten lassen. § 12: Nach jeder größern Ausbesserung ist die Prüfung zu wiederholen. § 13: Bei der Prüfung ist ein offenes Quecksilbermanometer oder das amtliche Kontrollmanometer anzuwenden, für dessen Anbringung jeder D. eine passende Vorrichtung haben muß. § 14 verbietet die Aufstellung von Dampfkesseln für mehr als 4 Atmosphären Überdruck und solcher, bei denen das Produkt aus der feuerberührten Fläche in QMetern und der Dampfspannung in Atmosphärenüberdruck mehr als 20 beträgt, unter bewohnten Räumen oder in solchen, wenn dieselben überwölbt oder mit fester Balkendecke versehen sind.
An jedem unter bewohnten Räumen aufgestellten. D. muß die Einwirkung des Feuers sofort gehemmt werden können. Ausgenommen hiervon sind die aus Siederohren von unter 10 cm bestehenden und in Bergwerken oder Schiffen aufgestellten D. Zwischen dem Kesselmauerwerk und den Gebäudewänden muß ein Zwischenraum von mindestens 8 cm verbleiben. - Für Eisenbahnlokomotivkessel gelten die besondern Bestimmungen des Bahnpolizeireglements vom 3. Juni 1870. Die Anweisung des königlich preußischen Handelsministers vom 11. Juni 1871 bestimmt mit Rücksicht auf § 8 der obigen Bekanntmachung, daß die zulässige Belastung der Sicherheitsventile bei der Prüfung mit Hilfe eines Kontrollmanometers oder eines Quecksilberröhren-Manometers reguliert werden muß. Eine Überlastung der Sicherheitsventile macht die Kesselbesitzer straffällig.
Nach dem Gesetz vom 3. Mai 1872, betreffend den Betrieb der D., sind die Besitzer von Dampfkesselanlagen oder ihre Vertreter sowie die Kesselwärter verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß während des Betriebes die bei Genehmigung der Anlage oder allgemein vorgeschriebenen Sicherheitsvorrichtungen bestimmungsmäßig benutzt und Kessel, die sich nicht in gefahrlosem Zustand befinden, nicht im Betrieb erhalten werden. Die Besitzer müssen amtliche Revision des Betriebes gestatten, die dazu nötigen Arbeitskräfte und Vorrichtungen bereit stellen und die Kosten der Revision tragen. Die äußere amtliche Untersuchung findet alle zwei, die innere alle sechs Jahre statt. Erstere besteht vornehmlich in einer Prüfung der ganzen Betriebsweise des Kessels; die innere erstreckt sich auf den Zustand der Kesselanlage überhaupt und umfaßt auch die Prüfung der Widerstandsfähigkeit der Kesselwände und des Zustandes des Kesselinnern. Werden bei der Untersuchung erhebliche Unregelmäßigkeiten im Betrieb ermittelt, so kann nach Ermessen des Beamten im folgenden Jahr die äußere Untersuchung wiederholt werden. Gefahr drohende Kessel sind außer Betrieb zu setzen und nach der Reparatur noch einmal zu untersuchen. S. auch Dampfkesselüberwachung. Von der bevorstehenden innern Untersuchung wird der Besitzer mindestens vier Wochen vorher unterrichtet, und der Sachverständige sucht sich mit dem Besitzer über die Wahl des Zeitpunktes für die Untersuchung zu verständigen, um den Betrieb sowenig wie möglich zu beeinträchtigen.
Über die Entwickelung des Dampfkesselbaues gibt die preußische Statistik der letzten sechs Jahre lehrreichen Aufschluß. Es waren vorhanden zu Anfang der Jahre
1879 1885
Feststehende Dampfkessel 32411 41421
Bewegliche Dampfkessel und Lokomobilen 5536 9191
Schiffsdampfkessel 702 1211
Auch die Verwendung vorteilhafterer Kesselformen zeigt eine bedeutende Zunahme, denn es betrug die Zahl der Kessel zu Beginn der Jahre
1879 1885
Einfache Walzenkessel 3916 3888
Walzenkessel mit Siederohren 8279 9013
Engrohrige Siederohrkessel 640 1121
Flammrohrkessel mit 1 Flammrohr 6149 7091
Flammrohrkessel mit 2 Flammrohren 7916 11666
Flammrohrkessel mit Quersiedern 341 1194
Heizrohrkessel ohne Feuerbuchse 1478 2220
Feuerbuchsenkessel mit vorgehenden Heizrohren 1287 2157
Feuerbuchsenkessel mit rückkehrenden Heizrohren 218 331
Feuerbuchsenkessel mit Siederohren 885 1642
Kessel andrer Konstruktion 1302 1098
Zusammen: 32411 41421
Eine unmittelbare Folge der gesteigerten Verwendung vorteilhafterer Kesselformen aber ist die erhebliche Zunahme der Kessel mit hohem Atmosphärendruck; es wurden nämlich in Preußen gezählt zu Beginn der Jahre
Kessel mit einem Atmosphärenüberdruck von 1879 1885
unter bis 2 Atmosphären 1165 1084
über 2 bis 5 Atmosphären 27067 31071
über 5 Atmosphären 4179 9013
nicht festgestellt - 253
Zusammen: 32411 41421
Vgl. Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 1 (2. Aufl., Braunschw. 1875); Fallenstein, D., deren rationelle Konstruktion, Anlage und Betrieb (Stuttg. 1861); Bernoulli, Dampfmaschinenlehre (5. Aufl., das. 1865); Scholl, Führer des Maschinisten (10. Aufl., Braunschw. 1883); Reiche, Anlage und Betrieb der D. (2. Aufl., Leipz. 1876); Derselbe, Die D. der Wiener Weltausstellung (das. 1874); Derselbe, D. und Dampfmaschinen auf der Gewerbeausstellung zu Düsseldorf (Aachen 1881); Radinger, Die D., im offiziellen österreichischen Weltausstellungsbericht (Wien 1874); Frantz, Dampfkesselanlage und Betrieb nach der neuesten Gesetzgebung Deutschlands und Österreichs (Waldenburg 1872); Schönflies, Berechnung der Dampfkesselanlagen (Elberf. 1874); v. Gutbier, Hilfsbuch für den Dampfkesselbetrieb, die Gewichts- und Druckvergleichungen (Kiel 1874); Wilson, Die D., deren Festigkeit, Konstruktion und ökonomischer Betrieb (deutsch, Braunschw. 1878); Thielmann, Handbuch über vollständige Dampfkesselanlagen (2. Aufl., Leipz. 1880); Derselbe, Die neuesten Forschungen über Dampfkesselanlagen (das. 1882); Beretta und Desnos, Die neueren Dampfkesselkonstruktionen (deutsch von Uhland, das. 1880 ff.); Jicinsky, Behelfe zur richtigen Beurteilung der Dampfkesselfeuerungen (Wien 1881); Flimmer, Dampfkesselzerstörungen und deren Verhütung (Leipz. 1884); Meißner, Die neuesten Vorschriften über D. in Preußen (2. Aufl., das. 1884); Münter, Dampfkesselrevisionsbuch (4. Aufl., Halle 1884).
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