Samoa - Schifferinseln, hierzu Karte Samoa-Inseln Meyers Konversations-Lexikon
s0260a 6005 MeyA4B14 Samoa Schifferinseln Meyers Konversations-Lexikon
SAMOA- ODER SCHIFFER-INSELN.
Maßstab 1:1,750,000.
Kilometer.
Korallenriffe.
UPOLU
Maßstab 1:875,000.
Kilometer
Die Ansiedelungen im Hafen v. Apia.
Insel Upolu.
M: 1:5000
Zum Artikel "Samoa-Inseln".
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Samoa (Schifferinseln, hierzu Karte "Samoa-Inseln"), polynes. Inselgruppe, nordöstlich von den Fidschiinseln unter 13½-14½° südl. Br. und 169-173° westl. L., besteht aus vier größern und mehreren kleinern, reihenartig von W. nach O. gelagerten Inseln, zusammen 2787 qkm (50,6 QM.); davon kommen auf Sawaii 1707 qkm (31 QM.), Upolu nebst kleinen Nebeninseln 881 qkm (16 QM.), Tutuila 139 qkm (2,5 QM.), die östliche Gruppe der Manuainseln 58 qkm (1 QM.) und die noch weiter nach O. gelegene Koralleninsel Rosa 1,5 qkm (s. das Kärtchen). Mit Ausnahme dieser letzten sind sämtliche Inseln vulkanischen Ursprungs, erheben sich fast senkrecht aus dem Meer, ohne Barrierriffe und nur teilweise mit Korallenriffen, und haben Mangel an guten Häfen und Ankerplätzen. Das Innere ist durchaus gebirgig und (auf Sawaii) mit Gipfeln bis zu 1300 m Höhe, zahlreichen erloschenen Vulkanen und meilenweit ausgedehnten schwarzen Lavafeldern. Noch 1866 stieg 2 Seemeilen von Olosenga aus der See ein dichter Aschenregen zu einer Höhe von 900 m auf. Das Klima ist ein sehr gleichmäßiges. Man kennt zwei Jahreszeiten: die Regenzeit von November bis April, die Trockenzeit von Mai bis November; während der letztern weht der Südostpassat, in der erstern der Nordostpassat. Die mittlere Jahrestemperatur ist 27° C., in der Trockenzeit 26, in der Regenzeit 28° C. Das Innere von Sawaii ist von dichtem Urwald bedeckt und unbewohnt; die Küstengegenden haben, wie auch auf den andern Inseln, schöne, fruchtbare und reichbewässerte Ebenen mit tropischer Vegetation. Einheimische Pflanzen sind: Kokospalmen, Brotfruchtbäume, Pisangs, Orangen, Taros, Yams, Zuckerrohr. Größere Säugetiere fehlen gänzlich; es gibt nur Schweine und Hunde, von Vögeln: Papageien, Tauben; Schildkröten. Das Meer ist reich an Fischen, Trepang, Perlmutter. Die polynesischen Einwohner (s. Tafel "Ozeanische Völker", Fig. 29 u. 30) sind ein schöner Menschenschlag, von sehr heller Farbe, auffallend schlank und gut gebaut. Man hat ihre Zahl sehr übertrieben; Lapérouse schätzte sie auf 400,000, 1840 gab man 56,600 und 1860 wenig über 30,000 an. Im J. 1874 zählte man auf der ganzen Gruppe 34,265 Eingeborne (davon 12,530 auf Sawaii, 16,568 auf Upolu, 3746 auf Tutuila), außerdem 300 weiße Fremde und 1000 Plantagenarbeiter von andern Südseeinseln. Die Eingebornen sind sämtlich Christen, meist Protestanten; Katholiken (3-4000) gibt es vorzugsweise an der Ostküste von Sawaii, in Apia ist der Sitz eines Bischofs; einige Mormonen leben am Ostende von Tutuila. Die Eingebornen sind gute Schiffer, treiben Fischerei, verfertigen Zeuge, Matten u. a. und wohnen in wohlgebauten Hütten und Dörfern. Eine Grammatik und ein Wörterbuch ihrer Sprache gab Pratt (2. Aufl., Lond. 1878) heraus. Sie sind wenig geneigt zu dauernder Beschäftigung, weshalb Arbeiter von den Neuen Hebriden, den Salomoninseln und andern Gruppen eingeführt werden. Die Pflanzungen, in den Händen der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee, ehemals J. C. ^[Johann Cesar] Godeffroy, bestehen in Baumwolle, Kokospalmen, Reis, Kaffee, Thee u. a. Der Hauptsitz des Handels ist Apia an der Nordküste von Upolu. 1885 kamen von einer Gesamteinfuhr in Apia im Betrag von 1,874,452 Mk. auf Deutschland 1,126,452 Mk., von einer Gesamtausfuhr von 1,478,540 Mk. auf Deutschland 1,179,200 Mk. Hauptausfuhrartikel sind: Kopra und Baumwolle, dann Perlmutterschalen und Schildpatt, Steinnüsse, Kokosgarn u. a. Die Einfuhr besteht namentlich in Manufakturwaren, Eisen- und Kurzwaren, Getränken. Im Hafen von Apia verkehrten 235 Schiffe von 22,003 Ton., darunter 170 deutsche von 14,588 T. Leider ist der Hafen von Apia nicht hinreichend geschützt, der einzige gute Hafen der Gruppe ist Pago-Pago auf Tutuila. Über die Flagge s. Tafel "Flaggen I".
Geschichte. Die Gruppe wurde 1722 von Roggeveen entdeckt, welcher die östlichen Manuainseln "Baumannsinseln" nannte. Bougainville gab ihr 1768 den Namen "Schifferinseln", weil sich in der Nähe derselben der Kurs seines Schiffs mit dem andrer Seefahrer schnitt, nicht wegen der Geschicklichkeit der Bewohner als Bootfahrer, wie öfters angegeben. Danach wurden die S. 1787 von Lapérouse, 1791 von Edwards, 1824 von Kotzebue besucht. Doch erst, seit 1830 der Missionär Williams seine Thätigkeit auf den Inseln begonnen hatte, wurden dieselben genauer aufgenommen und von wissenschaftlichen Reisenden erforscht. 1839 stellte die Expedition der Vereinigten Staaten unter Wilkes die Vermessungen der Gruppe an, und in neuester Zeit untersuchte Gräffe dieselbe im Auftrag der Firma Godeffroy für deren Museum. Die politischen Zustände auf den S. ließen bis auf die neueste Zeit viel zu wünschen übrig. Jedes Dorf hatte ursprünglich seinen eignen Häuptling, doch waren zuweilen mehrere Dörfer zu einem Bezirk vereinigt unter einem "Tupu", dem ein Beirat von Dorfvorstehern zur Seite stand. Die Könige, "Tui", waren von dem Rate der Tupu abhängig. Vor 100 Jahren soll ein gemeinsamer König, der "Tui Samoa", geherrscht haben. Seit Europäer und Amerikaner eingriffen, bildeten sich zwei politische Parteien: Taimuna und Puletua, die einen offenen Bürgerkrieg führten, bis 1874 eine Regierung der "Taimuna und Faipule" zur Herrschaft kam. Die Taimuna ist eine Versammlung von Häuptlingen, die Faipule von Leuten geringern Standes. 1879 gelang es dem Häuptling Malietoa, sich zum König der Inseln aufzuwerfen. Inzwischen war die Annektierung der Gruppe 1872 von Neuseeland befürwortet worden, die Amerikaner gingen, nachdem sie in demselben Jahr den Hafen Pago-Pago erlangt hatten, weiter. Der amerikanische Oberst Steinberger, welcher in amtlicher Mission nach S. geschickt war und dann auf eigne Hand ein ehrgeiziges Spiel trieb, wurde zwar entfernt; aber der amerikanische Konsul betrieb offen die Annexion und heißte 1877 die nordamerikanische Flagge, ein Vorgehen, das indes von seiner Regierung nicht gebilligt wurde. Doch schlossen die Vereinigten Staaten 1878 mit S. einen Freundschafts- und Handelsvertrag, worin ihnen der Hafen Pago-Pago auf Tutuila zur Niederlage für Kohlen und andre Schiffsbedürfnisse zur Verfügung gestellt wurde. Gleichlautende Verträge schlossen 1879 Deutschland, das den Hafen von Saluafata auf Upolu zugewiesen bekam, und Großbritannien, dem gleichfalls die Anlage einer Marine- und Kohlenstation gestattet wurde. Diese drei Mächte gingen gleich darauf eine Konvention mit dem König Malietoa Talavou ein, wonach Stadt und Distrikt von Apia unter eine Munizipalität gestellt wurden, an deren Spitze die betreffenden Konsuln stehen. Nachdem 8. Nov. 1880 Malietoa Laupepa König geworden war, begannen sehr bald innere Zwistigkeiten, indem eine ihm feindliche Partei den Häuptling Tamasese zum König wählte. Diese unbefriedigenden Verhältnisse begannen die deutschen Interessen empfindlich zu schädigen, und da Malietoa und seine Anhänger die Deutschen beleidigten und beraubten, ohne sich zur Genugthuung zu verstehen, so wurde er im August 1887 durch eine Abteilung der Besatzung eines im Hafen liegenden deutschen Kriegsschiffs gefangen genommen und nach Camerun gebracht. Doch blieb Tamasese nicht lange im unbestrittenen Besitz der königlichen Macht. Schon Mitte 1888 riefen die Anhänger Malietoas den Häuptling Mataafa zum König aus. In dem darauf ausbrechenden Bürgerkrieg wurde Tamasese geschlagen und hart bedrängt. Da sich Mataafas Anhänger Ausschreitungen gegen die ansässigen Deutschen sowie Beraubung ihrer Pflanzungen zu schulden kommen ließen, wurden von den beiden im Hafen anwesenden Kriegsschiffen Mannschaften gelandet, von denen eine kleine Abteilung von starken samoanischen Streitkräften überfallen und fast vernichtet wurde, worauf stärkere deutsche Abteilungen landeten und die Rebellen vertrieben. Wie Deutschland, so entsandten auch England und die Vereinigten Staaten Kriegsschiffe zum Schutz ihrer Angehörigen nach S. Der Zustand der öffentlichen Sicherheit ist ein unbefriedigender.
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