Deutsche Raubvögel - Meyers Konversations-Lexikon Jhr 1889. s0596a 4783 MeyA4B13

Deutsche Raubvögel 


Raubvögel (Rapaces, hierzu Tafel "Deutsche Raubvögel"), Ordnung der Vögel, große, kräftig gebaute Tiere mit rundlichem, großem Kopf, starkem, gekrümmtem Schnabel, stark bekrallten Sitzfüßen und langen, spitzen Flügeln. Der Schnabel ist an seiner Wurzel mit einer weichen, die Nasenöffnungen umschließenden Wachshaut bekleidet, während die schneidenden Ränder und die hakig herabgebogene Spitze des Oberschnabels überaus hart und hornig sind. Die langen, starken Zehen, von denen die äußere bei den Eulen und beim Flußadler (Pandion) eine Wendezehe ist, sind mit sehr großen, kräftigen, spitzen, gekrümmten und zurückziehbaren Krallen bewaffnet. Die Konturfedern sind groß, meist wenig zahlreich; zuweilen bleiben nackte Stellen am Hals und Kopf, während anderseits dichtere Anhäufungen von Federn bei den Eulen den sogen. Schleier und bei den Adlern die sogen. Hosen bilden. An den Flügeln sind die Armschwingen besonders lang; die Zahl der Handschwingen beträgt stets 10. Der Schwanz ist breit und mitunter gabelartig ausgeschnitten. Der Kamm des Brustbeins ist sehr hoch, das Becken groß und breit. Das Gehirn ist verhältnismäßig gut entwickelt; von den Sinnen ist besonders das Gesicht, ebenso wahrscheinlich der Geruchsinn außerordentlich scharf. Die R. ernähren sich von Tieren, vorherrschend von Warmblütern, die sie lebend erbeuten; manche fressen aber auch Aas. Vor der Verdauung erweichen sie die aufgenommene Speise im Kropf, aus dem sie die zusammengeballten Federn und Haare als Gewölle ausspeien. Sie bewohnen die ganze Erde vom Äquator bis zu den Polen, und manche Eulen- und Falkengattungen sind Kosmopoliten; sie treten aber stets in verhältnismäßig geringer Individuenzahl auf. Die nördlich wohnenden sind meist Zugvögel, viele leben als Strand- und Strichvögel. Sie nisten (horsten) auf Bäumen, Felsen, Mauern oder Türmen; die größern legen kaum mehr als ein oder zwei, die kleinern bis sieben Eier. In der Regel brütet das Weibchen allein, dagegen beteiligt sich das Männchen an der Herbeischaffung der Nahrung für die hilflosen Jungen. Viele schaden durch ihre Räubereien, manche werden aber überwiegend nützlich durch Vertilgung von Mäusen etc. oder durch Auszehrung von Aas; auch werden einige zur Jagd benutzt. Fossil treten die ersten R. im Eocän aus. Man kennt etwa 100 Gattungen und 500 Arten R. und gruppiert sie zu vier Familien:

1) Eulen (Strigidae), Augen groß, Gefieder locker, Schwanz kurz, Beine niedrig, mit Wendezehe, Ohr meist mit Deckel, Kropf und Blinddärme fehlen; kosmopolitische Dämmertiere. Etwa 20 Gattungen mit 200 Arten. 2) Falken (Falconidae oder Accipitridae), die typischen R., Oberschnabel meist mit einem Zahn, Kopf und Hals befiedert, Flügel lang und spitz, Beine mittellang, mit starken Krallen. Ausgezeichnete Flieger mit weitem Jagdrevier, in dem sie meist einsam hausen; kosmopolitisch. Etwa 70 Gattungen mit 320 Arten (der Fluß- oder Fischadler [Pandion] wird häufig als besondere Familie [Pandionidae] abgetrennt); hierher die Unterfamilien Habichte (Sperber, Habicht, Weih), Bussarde, Adler und Falken. 3) Sekretäre (Gypogeranidae oder Serpentariidae), sehr groß, Hals, Flügel, Schwanz und Läufe lang, Schnabel gebogen; einzige Art Gypogeranus serpentarius (Sekretär, Kranich- oder Stelzengeier, s. d.), in Afrika. 4) Geier (Vulturidae), sehr groß, Kopf und Hals meist nackt, am Nacken vielfach ein Federkragen, Flügel breit und abgerundet, Füße kräftig, mit schwachen Zehen und stumpfen Nägeln. Ausdauernde Flieger, nähren sich meist von Aas; fehlen in Australien. 10 Gattungen mit etwa 25 Arten; Unterfamilien: Kondore (Grypomorphae, Cathartidae) und Geier (Vulturidae).

Die Vertilgung der der Jagd schädlichen R. bewirkt man durch den Fang im Habichtskorb (s. d.) und im Tellereisen (s. d.). Außerdem werden sie auf der Schießhütte (s. d.) sowie an den Horsten erlegt. Die alten Vögel sind sehr scheu und lassen sich nur selten anschleichen, dagegen sitzen sie beim Brüten, namentlich in der letzten Zeit vor dem Auskommen der Jungen, sehr fest auf den Eiern und müssen oft erst durch Anklopfen an den Baum, auf welchem der Horst steht, zum Abstreichen veranlaßt werden. Will man sie beim Füttern der Jungen schießen, so muß man sich verdeckt beim Horst aufstellen und sehr ausdauernd warten, denn sie kommen nicht an den Horst heran, sowie sie etwas Verdächtiges gewahren. Die Jungen nimmt man entweder beim Erklettern des Horstes aus, oder schießt sie, bevor sie ausfliegen, aber so weit erwachsen sind, daß sie sich auf den Rand des Horstes stellen. Auch später lassen sich die bereits ausgeflogenen und auf hohen Bäumen sitzenden Jungen bei trübem, regnerischem Wetter anschleichen; sie verraten sich dem Jäger durch ihr Schreien, mittels dessen sie die Alten zum Füttern herbeizulocken suchen. Abbildungen auf beifolgender Tafel und den Tafeln "Adler", "Eulen", "Geier". Vgl. v. Riesenthal, Die R. Deutschlands (Kassel 1876-78); Derselbe, Die Kennzeichen unsrer R. (4. Aufl., Berl. 1888).

s0596a 4783 MeyA4B13  Deutsche Raubvögel Meyers Konversations-Lexikon Jhr 1889.  Dreizehnter Band. Phlegon - Rubinstein

https://www.flickr.com/photos/morton1905/24251974976

Primjedbe

Popularni postovi s ovog bloga

Dampfschiffahrt - Übersichtskarte des Weltverkehrs - s0489a 6464 MeyA4B4 Meyers Konversations-Lexikon Jahr 1886.

Burzin trg u Trstu. - Piazza della Borsa Trieste - Vienac1884 Vienac 1884 Izdaje dionička tiskara u Zagrebu s288 Br.18 5575

Diluvium - Meyers Konversations-Lexikon Jahr 1886. s0978a 6515 MeyA4B4