Kartchen des Bosporus - Meyers Konversations-Lexikon Vierte Auflage 1889. s0250 6537 MeyA4B3




Kartchen des Bosporus - Meyers Konversations-Lexikon 

Bosporus (griech., "Rinderfurt", türk. Istambul Boghasi), Name der Meerenge, welche aus dem Schwarzen Meer (Pontos Euxeinos) in das Meer von Marmara (Propontis) führt und zum Unterschied von andern gleichnamigen Meerengen der Thrakische B., auch "Straße von Konstantinopel" genannt wird (s. Kärtchen). Hier soll nach dem griechischen Mythus Jo, in eine Kuh verwandelt, durchs Meer geschwommen sein, daher der Name. Die Meerenge ist 1170-1950 m breit und 27 km lang in der Richtung von SW. gegen NO. und hat eine durchschnittliche Tiefe von 30 Faden. Fast das ganze Jahr hindurch findet eine heftige Strömung aus dem Schwarzen Meer in das Marmara-Meer statt, und die Schiffahrt durch den B. ist bei der Enge der nördlichen Einfahrt, den oft plötzlich wechselnden Winden und den häufigen dichten Nebeln im Herbst und Winter nicht immer ohne Gefahr, wird aber gleichwohl sehr lebhaft betrieben. Die Ufer sind im höchsten Grad malerisch und bieten mit ihren schön geformten, oft schroff abfallenden Bergen (bis ca. 450 m Höhe), ihren reizenden, von Cypressen, Lorbeerbäumen und uralten Platanen beschatteten Buchten und Thalöffnungen und der Menge von Schlössern und Ruinen, Palästen, Kiosken, Dörfern, Villen und Gärten, welche sie beleben, eine ununterbrochene Folge der herrlichsten Ansichten dar. Am Eingang aus dem Marmara-Meer liegt auf europäischer Küste Konstantinopel nebst Pera, gegenüber auf asiatischer Seite die Stadt Skutari; dann folgen als die hervorstechendsten Punkte auf dem linken Ufer die prachtvollen kaiserlichen Lustschlösser Dolmabagtscheh, Beschiktasch und Tschiraghan Seraj; unmittelbar darauf das Dorf Ortaköi, gegenüber dem Ort Bejlerbei (auf asiatischer Seite). Etwa in der Mitte des B. stehen zwei feste Schlösser: auf europäischer Küste Rumeli Hissar, auf asiatischer Anadoli Hissar, beide von Mohammed II. erbaut und als Kerker für Staats- und Kriegsgefangene lange Zeit berüchtigt. Weiterhin folgt die Bucht von Jenikiöi und links Therapia, Sitz des englischen und französischen Gesandten; ferner Bujukdere, an der breitesten Stelle, und Schloß Rumeli Kawaghi; endlich an der Mündung in das Schwarze Meer, wo im Altertum ein prächtiger Tempel stand, erheben sich zu beiden Seiten alte genuesische Kastelle neben Leuchttürmen (Rumeli Fener auf europäischer, Anadoli Fener auf asiatischer Seite), beide durch Strandbatterien geschützt. In der Mündung liegen dicht vor dem europäischen Leuchtturm in brandender See die von den Alten Kyanäen genannten Felsen. Hier war beim Skythenzug 515 v. Chr. der Übergangspunkt des Dareios und seines ungeheuern Heers, hier 1352 große Seeschlacht zwischen den Venezianern und Genuesen um die Herrschaft im Schwarzen Meer. Vgl. Dethier, Der B. und Konstantinopel (Wien 1873).

Kimmerischer B. hieß im Altertum die jetzige Straße von Kaffa (Feodosia) oder Kertsch, welche zwischen der Taurischen Halbinsel (Krim) und dem Festland aus dem Schwarzen in das Asowsche Meer führt. In dieser Meerenge, welche ihren Namen von ihren ältesten vorskythischen Anwohnern, den Kimmeriern, trug, bewegte sich in der spätern Zeit des griechischen Reichs und unter Venezianern und Genuesen im Mittelalter der Welthandel. Doch war die Meerenge nur im Sommer schiffbar; im Winter fror dieselbe so fest zu, daß (nach Strabon) die Reiterei des Mithridates auf derselben Stelle eine Schlacht lieferte, wo im Sommer vorher ein Seetreffen stattgefunden hatte. An ihr lag die Stadt B. (Pantikapäon), eine milesische Kolonie (heute Kertsch oder Vospór); auch gab der B. einem Reich des Altertums, dem Bosporanischen Reich (s. d.), den Namen. S. auch "Karte der Mittelmeerländer".

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